„Wegmobilisieren“ bezieht sich auf eine staatliche Praxis der impliziten Abschiebung von Migrant_innen aus dem italienischen Territorium in andere EU-Räume. Anhand grenzpolitischer Strategien im Rahmen der von Italien proklamierten Emergenza Nordafrica (Notstand Nordafrika, 2011-2013) lässt sich nachvollziehen, dass das EU-Migrationsmanagement nicht primär bzw. nicht nur auf Maßnahmen abzielt, die zum Zweck haben, Migrant_innen aus dem EU-Raum abzuschieben. Mittels der Proklamierung eines humanitären Notstands wurde eine italienische Politik des „Governing Exceptions“ gerechtfertigt, d. h. ein situatives, ad-hoc improvisiertes Management von Migrationsbewegungen, in dessen Zuge Dublin-Regelungen temporär ausgesetzt und Migrant_innen dazu aufgefordert werden, sich weiter zu bewegen. In Anlehnung an die kritische Migrationsforschung lässt sich dieses mobilisierende Management als ein Effekt der Kämpfe der Migration mit bestehenden Mobilitätsregulierungen begreifen.