Der Artikel untersucht am Beispiel von Helmut Kraussers 2003 erschienenem Roman UC die Auseinandersetzung mit der „Episteme Netz“ (Hartmut Böhme) in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Gezeigt wird, wie in neueren Romanen Figuren des Netzes und der Vernetzung globalisierungskritisch gewendet werden, indem sie mit Symptomen der Entortung und des Identitätsverlustes assoziiert werden. Im Zentrum der Analyse steht das in vielen neueren Romanen strukturbildende Konzept einer netzförmigen Zeit, das eine Vielzahl sich gegenseitig ausschließender, aber dennoch gleichberechtigter Chronologien nebeneinander existieren lässt. Das Motiv des Zeitnetzes verweist dabei auf Werke einiger Klassiker der Postmoderne wie Jorge Luis Borges und Vladimir Nabokov, deren literarästhetische Konzepte von Krausser aufgenommen und vor dem Hintergrund einer veränderten globalen Lebenswirklichkeit problematisiert werden.