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Emotionale Landschaften der Migration: Von unsichtbaren Grenzen, Nicht-Ankommen und dem Tod in Stanišićs Herkunft und Varatharajahs Vor der Zunahme der Zeichen
Abstract
Dieser Artikel untersucht die literarische Figuration und Wirkung von emotionalen Landschaften der Migration sowie ihre Schnittpunkte mit geographischen Landschaften anhand der Romane Herkunft (2019) von Saša Stanišić und Vor der Zunahme der Zeichen (2016) von Senthuran Varatharajah. Aufbauend auf dem in der aktuellsten Transit-Ausgabe erarbeiteten Verständnis von „landscapes of migration“ als „changing assemblage of geographical, physical, and imaginary entities“, erweitert dieser Artikel dieses Verständnis durch eine Fokussierung auf emotionale Aspekte von Landschaften der Migration. Literarische Landschaften der Migration entstehen dabei durch ein Wechselspiel unterschiedlicher Faktoren: unsichtbare Grenzen innerhalb des Individuums (Scham), zwischen Individuum und Familie (Entfremdung), zwischen Individuum und Gesellschaft (Rassismus), welche durch ein in-between, ein fortwährendes Nicht-Ankommen charakterisiert sind; der scheinbare Kontrast von detailreicher, ausgeschmückter Vergangenheit und der Verortung im Hier und Jetzt der Gegenwart; der Tod als Fundament der Lebensrealität. Stanišićs neuester, sehr persönlicher Roman und Varatharajahs Debütwerk gehen unterschiedlich vor, aber ihre emotionalen Migrationslandschaften weisen ähnliche Strukturen und Charakteristika auf. Ob temporal, psychisch oder physisch, die Möglichkeiten des Ankommens werden durch unsichtbare Grenzen suspendiert, das Leben findet in einem Zustand des Nicht-Ankommens statt. Dieses Nicht-Ankommen ist das singuläre Erlebnis der Landschaften der Migration, auf das sowohl Stanišić und Varatharajah verweisen und das sich in allen genannten Aspekten niederschlägt.
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